Bereitstellungszinsen bei einer Immobilienfinanzierung: So könnt ihr sie vermeiden

Bei vielen Immobilienfinanzierungen fallen sogenannte Bereitstellungszinsen an. Wir erklären euch in diesem Beitrag, wann und warum sie fällig werden und was ihr tun könnt, um sie möglichst gering zu halten oder gar vollständig zu vermeiden.

· Lesezeit 9 minPropRate Redaktion

Wann fallen Bereitstellungszinsen bei einer Immobilienfinanzierung an?

Bei einer Immobilienfinanzierung kommt es häufig vor, dass ihr als Kreditnehmer*in den Kredit nicht sofort in voller Höhe, sondern in Tranchen abruft, um beispielsweise eine Baufinanzierung schrittweise abzuwickeln. In diesem Fall kann der Kreditgeber nach einer bereitstellungszinsfreien Zeit von meistens drei bis zwölf Monaten sogenannte Bereitstellungszinsen für die Monate verlangen, in denen die Bank das Geld quasi für euch parkt. Sie hält das Geld in dieser Zeit zwar für euch bereit, zahlt euch aber keinen Kreditanteil aus. Das gleiche gilt übrigens auch für den Kauf von Bestandsimmobilien, wenn sich beispielsweise die Eigentumsüberschreibung hinauszögert und die darlehensfreie Zeit zu kurz ist.


Insbesondere bei einem Neubau macht es Sinn, dass ihr mit eurem Kreditinstitut eine längere bereitstellungszinsfreie Zeit von neun bis zwölf Monaten vereinbart. Nicht selten erwarten euch beim Hausbau nämlich Überraschungen, die zu einer zeitlichen Verzögerung oder gar zu höheren Kosten führen können. Da Bauherr*innen deshalb in der Regel einen finanziellen Puffer einbauen, ist es außerdem empfehlenswert, mit eurer Bank einen Rahmen zu vereinbaren, in dem sie auf eine Nichtabnahmeentschädigung verzichtet. Diese wird in den meisten Kreditverträgen in einer Klausel festgehalten und muss von euch für eine nichtabgenommene Kreditsumme entrichtet werden.


Wie hoch sind Bereitstellungszinsen?


Die Höhe der Bereitstellungszinsen kann fest oder variabel sein. Dabei kommt es ganz auf die Bedingungen in eurem Kreditvertrag an. Bei den meisten Banken betragen sie aber monatlich 0,25 Prozent, das sind 3 Prozent pro Jahr. Sie werden in der Regel auf den Teil des Kreditbetrags berechnet, der noch nicht abgerufen wurde. Daher werden sie auch "Nichtabnahmegebühren" genannt. Prüft die genauen Bedingungen des Kredits sorgfältig, um sicherzugehen, wie Bereitstellungszinsen berechnet werden und wie hoch sie sind.


Erhöhen Bereitstellungszinsen die Kosten meiner Immobilienfinanzierung?


Bereitstellungszinsen können die Finanzierung einer Immobilie teurer machen. In der Regel werden sie für den Teil des Kreditbetrags berechnet, der noch nicht abgerufen wurde, und können je nach Kreditgeber und Art des Kredits unterschiedlich hoch sein.

Sie werden normalerweise bis zur vollständigen Auszahlung des Kredits berechnet. Sobald der Kredit vollständig abgerufen wurde, fallen keine weiteren Bereitstellungszinsen mehr an.

Bereitstellungszinsen – zwei kurze Rechenbeispiele


Wie Bereitstellungszinsen die Kosten eurer Immobilienfinanzierung erhöhen können, zeigen wir euch in den folgenden Beispielen.


Lisa und Max haben ihre Traumimmobilie gefunden. Da der Kaufpreis ihr Eigenkapital übersteigt, nehmen sie einen Kredit in Höhe von 500.000 Euro auf. Die bereitstellungszinsfreie Zeit beträgt drei Monate. Der Kauf wird allerdings erst nach sechs Monaten abgewickelt. Für jeden Monat, in dem sie den Kreditbetrag noch nicht abrufen, müssen sie 0,25 Prozent der Darlehenssumme, also 1.250 Euro zahlen. Für die drei Monate, die über die bereitstellungszinsfreie Zeit hinausgehen, müssen Lisa und Max also 3.750 Euro mehr zahlen.


Hätten sich Lisa und Max für den Neubau einer Immobilie entschieden, sähen die Kosten etwas anders aus. Wie bereits weiter oben verdeutlicht, wird das Darlehen einer Baufinanzierung anders als bei der Finanzierung einer Bestandsimmobilie in mehreren Schritten ausgezahlt. Auch für dieses Beispiel beträgt die bereitstellungszinsfreie Zeit drei Monate. Insgesamt wird das Darlehen innerhalb von neun Monaten abgerufen.

Insgesamt würden Lisa und Max für den Bau eines neuen Hauses also Bereitstellungszinsen in Höhe von 2.000 Euro zahlen. Ihr seht, dass die Zinsen monatlich abnehmen, da sie sich nach dem Restbetrag der Kreditsumme richten. Zusätzlich zu den Bereitstellungszinsen fallen Bauzinsen an, die je nach Kreditinstitut variieren können und in diesem Rechenbeispiel außenvor gelassen wurden.


So könnt ihr Bereitstellungszinsen vermeiden


Um Bereitstellungszinsen zu vermeiden, solltet ihr die bereitstellungszinsfreie Zeit bei eurer Baufinanzierung möglichst kurz zu halten. Damit das gelingt, gibt es verschiedene Maßnahmen, die ihr ergreifen könnt.

  1. Plant den Kreditbedarf akribisch. Eine sorgfältige Planung kann dazu beitragen, dass ihr den Kredit in voller Höhe abruft und somit Bereitstellungszinsen vermeidet.
  2. Bemüht euch um eine schnelle Abwicklung. Indem ihr sicherstellt, dass ihr alle erforderlichen Dokumente und Unterlagen schnell und vollständig einreicht, treibt ihr eine zügige Abwicklung des Kredits voran.
  3. Prüft den Kreditvertrag sorgfältig. So findet ihr heraus, ob und wie Bereitstellungszinsen berechnet werden und wie hoch sie sind.
  4. Verhandelt die Konditionen. Es ist möglich, mit dem Kreditgeber über die Höhe der Bereitstellungszinsen zu verhandeln oder eine Vereinbarung zu treffen, die keine Bereitstellungszinsen vorsieht.
  5. Informiert euch über alternative Finanzierungsoptionen. Es ist möglich, alternative Finanzierungsoptionen wie zum Beispiel einen Ratenkredit oder eine Kreditlinie zu prüfen, die keine Bereitstellungszinsen vorsehen. Darüber hinaus unterstützen euch unabhängige Finanzierungsberater*innen dabei, die bestmögliche Baufinanzierung mit einer kurzen bereitstellungszinsfreien Zeit zu finden.


Unser Fazit


Insgesamt sind Bereitstellungszinsen ein Kostenfaktor, den ihr bei einer Immobilienfinanzierung nicht vollständig außer Acht lassen sollte. Durch eine sorgfältige Planung und eine schnelle Abwicklung könnt ihr jedoch die bereitstellungszinsfreie Zeit möglichst kurz halten – das lohnt sich vor allem beim Neubau – und Bereitstellungszinsen auf diese Weise vermeiden oder zumindest minimieren.

Darüber hinaus rentiert es sich, den Kreditvertrag sorgfältig zu prüfen und gegebenenfalls mit dem Kreditgeber über die Konditionen zu verhandeln oder über alternative Finanzierungsoptionen nachzudenken. Eine gründliche Recherche und Beratung durch unabhängige Finanzierungsberater*innen können euch dabei helfen, die bestmögliche Baufinanzierung zu finden. Letztendlich lohnt es sich, die Bedingungen des Kreditvertrags genau zu kennen und alle potenziellen Optionen zu berücksichtigen, um die Kosten der Immobilienfinanzierung so niedrig wie möglich zu halten.

Jetzt Immobilie bewerten

Mit PropRate kannst du vollkommen kostenlos deine und jede andere Immobilie bewerten lassen.

Bewertung starten